Pressemitteilung -
«Hier kann Wirklichkeit werden». Beiträge zum Verständnis der Bilder in der Apokalypse des Johannes
Goetheanum, Dornach, Schweiz, 11. Dezember 2019
«Hier kann Wirklichkeit werden»
Beiträge zum Verständnis der Bilder in der Apokalypse des Johannes
Die Apokalypse des Johannes ist in einer Bildsprache verfasst. Ihre Bedeutungsschichten erschließen die Autorinnen und Autoren des Buches ‹Apokalypse im Ich›. Sie vollziehen dabei auch Rudolf Steiners Weg in der Auslegung dieser Bilder nach.
Die Apokalypse des Johannes ist sprichwörtlich ein Buch mit sieben Siegeln. Ihre dynamische Bildsprache braucht eine besondere Form des Lesens: das Lesen in Bildern. Eine erste Näherung kann die Hinwendung zu Bildmotiven wie Sonne, Mond und Sternen oder zu Figuren wie Mutter, Kind, Lamm und Drache sein. In einem nächsten Schritt untersucht man vielleicht die Konstellation der Akteure und Objekte und kann dabei eine innere Seelendynamik wie Bedrohung oder Rettung wahrnehmen. Schließlich «lohnt es sich, sich die Darstellung plastisch vor das innere Auge zu stellen» und zu den Bildern «ein solches Verhältnis zu entwickeln, dass sie innerlich zu sprechen beginnen». Mit diesen Worten verweist Christiane Haid, Mit-Herausgeberin des Buches ‹Apokalypse im Ich› und Leiterin der Sektion für Schöne Wissenschaften am Goetheanum, auf eine tiefere Dimension dieser Bilder: die Möglichkeit, Prozesse zur Ausbildung von neuen inneren Fähigkeiten anzuregen.
Trotz ihres prophetischen Charakters legen die Bilder den Betrachter nicht fest. Vielmehr kann erst Wirklichkeit werden, «was ich sehen und wofür ich als Entwicklungspotenzial Bewusstsein entwickeln kann», sagt Wolf-Ulrich Klünker, Professor für Philosophie und Erkenntnisgrundlagen der Anthroposophie an der Alanus-Hochschule in Alfter. Diese Wirklichkeit kann eine «Entformung und Entfesselung» erfahren, wenn die menschlichen Ich-Kräfte nicht ergriffen werden.
In der Apokalypse gibt es damit verschiedene Erzählebenen: vom Werdeprozess des Ich, vom Potenzial der Ich-Kräfte und ihrer destruktiven Seite sowie vom Wesen Jesu Christi in seiner Bedeutung für das menschliche Ich. Dabei bilden die Forschungen Rudolf Steiners zur Apokalypse, an der er ein Leben lang arbeitete, ein zentrales Fundament für die Erkenntnissuche der Autorinnen und Autoren.
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Buch Christiane Haid, Jaap Sijmons (Herausgeber): Apokalypse im Ich. Anthroposophische Perspektiven auf die Apokalypse des Johannes, 192 Seiten, Verlag am Goetheanum, Dornach 2019
Ansprechpartner Thomas Didden, didden@goetheanum-verlag.ch
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