Pressemitteilung -
Martin Luthers Ruf nach Selbstbestimmung und Glaubensfreiheit. ‹Das Goetheanum› zum Wirken des janusköpfigen Reformators
Goetheanum, Dornach, 23. März 2017
Martin Luthers Ruf nach Selbstbestimmung und Glaubensfreiheit
‹Das Goetheanum› zum Wirken des janusköpfigen Reformators
Vor 500 Jahren schrieb Martin Luther mit seinen 95 Thesen Geschichte. Mit seiner Luther-Ausgabe macht die Zeitschrift ‹Das Goetheanum› auf reformatorische Werte wie Selbstbestimmung, Bewusstsein und Freiheit aufmerksam und benennt die Janusköpfigkeit eines der prominentesten Vertreters der Reformation.
«Es ist nicht leicht, diesen Mann nun 500 Jahre nach seinem öffentlichen Auftreten zu würdigen», schreibt Pädagogikdozent Marcus Schneider über den Mystiker, Prediger und Sprachschöpfer Martin Luther. Dessen Mut und Konsequenz faszinieren, er hat die deutsche Sprache nachhaltig geprägt («Hier stehe ich und kann nicht anders! Gott helfe mir, Amen!»). Gleichzeitig irritiert seine Haltung gegenüber Menschengruppen wie Juden, Türken und Bauern; sein Wirken polarisierte.
Mit Entschiedenheit setzte Martin Luther auf die individuelle Beziehung des einzelnen Menschen zu Gott und bekannte sich zum Sakramentalen des Abendmahls, in dem der Christus im Stofflichen gegenwärtig sei. Diese spirituelle Anbindung macht Luther für Dorothee Jacobi, Priesterin der Christengemeinschaft, noch heute interessant: «Es ist außerordentlich kostbar, dass er im Abendmahl eine Stelle für die Verbindung von irdischer und geistiger Welt freigehalten hat.» Ansonsten trat das Kultisch-Rituelle in der Reformation stark zurück – einer der Anlässe für die Gründung der Christengemeinschaft 1922.
Auf die Frage, inwieweit die Wandlung nachweisbar sei, weist Dorothee Jacobi darauf hin, dass sie nachvollziehbar sei, wenn man an ihr teilnimmt und mit Bewusstsein erfüllt: «Was ist denn das Brot? Es enthält Weizenkleber. Aber nicht nur! Im Brot steckt Sonnenkraft, steckt Erdensubstanz, steckt Menschenarbeit, heute auch Maschinenarbeit. Solche Fragen lassen sich auch für den Wein stellen. Vorbereitet werden Brot und Wein (Traubensaft) von den Ministranten; sie tun dies im Bewusstsein, die Gemeinde zu vertreten. Diese nimmt dann mit den Seelenkräften jedes Einzelnen im Vollzug an der Handlung teil.»
Martin Luther bleibt einer derjenigen, die die Frage zum Verhältnis des Göttlichen zum Irdischen und zum Menschen offen halten.
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Thema ‹Martin Luther›: ‹Das Goetheanum› Nr. 13/2017 vom 24. März 2017
Ihr Ansprechpartner: Sebastian Jüngel, kommunikation@goetheanum.ch
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